Die Auswirkungen des veralteten Bergrechts aus der Perspektive von Betroffenen
Eine Sein im Schein Filmproduktion im Auftrag der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen (Daniel Kunle & Holger Lauinger, 2008, 30 min)
Der Film zu einem (fast) unbekannten Gesetz mit weitreichender Wirkung. Das Bundesbergrecht in seiner heutigen Form ist juristisch antiquiert und aus umwelt-, klima- und energiepolitischer Sicht destruktiv. Teile der Reichsgesetzgebung, die in den 30er und 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts als „Kriegsertüchtigungsgesetz“ gestaltet wurden, sind bis heute Bestandteil des Bergrechts. Es räumt Bergbauvorhaben fatale Sonderprivilegien gegenüber anderen Rechten ein, ohne auf gesellschaftliche Belange Rücksicht zu nehmen.
Mensch und Umwelt werden durch das Bundesberggesetz (BBergG) nicht berücksichtigt. Der Film „Wer anderen eine Grube gräbt…“ veranschaulicht diese abstrakte, juristische Tatsache mit bewegenden Bildern und O-Tönen betroffener Menschen aus unterschiedlichen Regionen Deutschlands: Im sächsischen Heuersdorf schildert der Ortsvorsteher den vergeblichen Kampf der Bewohner gegen den Braunkohle-Tagebau. In der brandenburgischen Lausitz wehren sich Bürger gegen die Umsiedlung ihrer Orte für eine geplante Tagebauerweiterung. Im Erzgebirge berichtet der Sprecher des Netzwerks gegen Gesteinsabbau über Lärm und Sprengungserschütterungen, Staub- und Verkehrsbelastungen. Und im saarländischen Fürstenhausen kämpfen Bürger nicht nur um ihre finanzielle Existenz, weil ihre Häuser durch den Steinkohle-Bergbau und Bergbeben schwere Schäden erlitten haben. Einschätzungen von Experten und ihre Forderungen an die Politik ergänzen ihre Darstellung …
Aufsehenerregende juristische Auseinandersetzungen um den Erhalt von Dörfern sind mit dem Bundesberggesetz verbunden: Horno, Heuersdorf, Garzweiler und Lacoma stehen für den Widerstand gegen den Abbau von Braunkohle. Neue Auseinandersetzungen stehen bevor. Das Gesetz greift in vielfältige Bereiche ein: bei Bohrvorhaben in Nord- und Ostsee, bei der Lagerung von Atommüll, beim Abbau von Erzen, Granit, Basalt, Lava, Kali und Kies. Und es regelt Schadensfragen wie im Ruhrgebiet oder im saarländischen Steinkohlebergbau lange über die Vorhaben hinaus. Allzu häufig ziehen die Betroffenen den Kürzeren und die Abbau-Unternehmen bekommen Recht. Kritiker gehen soweit zu behaupten: „Bergrecht bricht Grundrecht!“ Das darf so nicht bleiben! Der Film analysiert die Ursachen, zeigt aber auch Wege aus der tatsächlichen oder empfundenen Rechtlosigkeit. Nicht nur für Betroffene, sondern als Impuls für eine dringend notwendige politische Diskussion.
Oschatzer Allgemeine Zeitung
„Ich hab‘ richtig gezittert” – Dokumentation über Bergbau und Abbaugegner bewegt Menschen in Cavertitz / Weitere Aufführungen geplant
Cavertitz . Ein Film mit eindringlichen Bildern und authentischen Berichten beeindruckte am Donnerstag die Zuschauer in Cavertitz. In kleinem Kreis fand die Vor-Premiere der Dokumentation „Wer andern eine Grube gräbt…“ statt – ein Auftragswerk der Bündnisgrünen Bundestagsfraktion. Gezeigt wurden Menschen aus verschiedenen Abbauregionen Deutschlands, ihr Kampf um den Erhalt der Landschaft, um Entschädigung und Beteiligung.
Es sei meist eine „sehr trockene Sache“, wenn politische Themen aufbereitet werden, sagt Peter Hettlich. Der Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen überzeugte seine Fraktion daraufhin, einen Film in Auftrag zu geben. „Gerade beim Thema Bergbau müssen wir emotionalisieren, damit es was tut“, begründete der Leipziger. Dass wissen die Cavertitzer und Liebschützberger, vor deren Haustür Gesteinsabbau geplant ist.
Und berühren tut der 30-minütige Film tatsächlich. Die ersten Bilder gelten dem mittlerweile zugunsten der Braunkohle aufgegebenen Heuersdorf südlich von Leipzig. Man sieht verlassene Häuser und leere Straßenzüge. Tieftraurig wirkt es da, wenn Bürgermeister Horst Bruchmann sagt: „Es war ein lebenswerter Ort“. Doch nicht nur in Sachsen wird abgebaut, es gibt Aufnahmen aus Sachsen-Anhalt, aus Steinkohlegebieten des Saarlandes oder von Lavabrüchen in der Eifel. Neben Fachleuten von Verbänden kommen immer wieder die Betroffenen zu Wort – und das in aller Deutlichkeit. Offen ist die Rede von Verzweiflung und Resignation, aber auch von Wut angesichts wortbrüchiger Politiker oder übermächtiger Unternehmen. Und es fallen Sätze, die so oder so ähnlich auch schon in Cavertitz oder Liebschützberg gesagt worden: „Es gibt genug Leute, die hier leben und keine Lust haben, dass ihre Zukunft in 30, 40 Jahren mal in einem Loch verschwindet”.
Bemerkenswert ist die Dokumentation auch, weil sie über die Probleme rund um den Bergbau informiert und die Zuschauer dabei nicht kalt lässt. Allerdings haben die Filmemacher auf Effekthascherei verzichtet, niemand bricht in Tränen aus, und das ist gut so. Es treten gescheiterte Kämpfer vor die Kamera, aber auch trotzige Gegner.
„Ich hab‘ vorhin richtig gezittert“, gestand Kurt Krauspe aus Liebschütz. Er fühle sich als Gegner allerdings auch ziemlich chancenlos. Thomas Barth von der Cavertitzer Bürgerinitiative gegen Gesteinsabbau rief zu Geschlossenheit auf: „Es ist wichtig, dass wir geschlossen auftreten und laut protestieren“.
Oschatzer Allgemeine Zeitung
Gesteinsabbau: „Den Film sollte jeder kennen“
Cavertitz/Laas. Flimmerstunde im Gemeinderat: Der Film „Wer andern eine Grube gräbt…“ könnte demnächst auch in den Ratssitzungen der Region laufen.
Die Vorpremiere hatte bei den anwesenden Gästen den Wunsch geweckt, den Film noch mehr Menschen in der vom Gesteinsabbau bedrohten Region zwischen Cavertitz und Liebschützberg zu zeigen. „Ich werde mich dafür einsetzen, dass der Film auch in einer öffentlichen Ratssitzung gezeigt wird“, hatte zum Beispiel Rainer Schwurack angekündigt. Der Gemeinderat aus Liebschützberg lobte den 30-minütigen Streifen als informativ und „nicht so langatmig“. Auch die Cavertitzer Bürgermeisterin Gabi Hoffmann will die Dokumentation in die Runde der Räte holen: „Ich denke, wir werden uns den Film hier ansehen und dann eine Meinung darüber bilden.“
Die Bürgerinitiative gegen Gesteinsabbau Cavertitz plant im kommenden Jahr – je nach Bedarf – eine oder mehrere Aufführungen in den Ortsteilen. Der Lampersdorfer Rudolph Hauck hat „Wer andern eine Grube gräbt…“ bereits gesehen. Hauck hatte sich jahrelang mit den Einwohnern von Heuersdorf solidarisiert und dafür gekämpft, dass der Ort im Süden von Leipzig nicht der Braunkohle zum Opfer fällt. Auch das spielt in der Dokumentation eine Rolle, und Hauck kann den Film nur empfehlen. „Den Film sollte jeder kennen“, meinte er, „der müsste in jedem Dorf aufgeführt werden, damit die Menschen schlau werden.“